Die Chronik der Unsterblichen: Blutnacht (German Edition) by Wolfgang Hohlbein

Die Chronik der Unsterblichen: Blutnacht (German Edition) by Wolfgang Hohlbein

Autor:Wolfgang Hohlbein [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Roman
Herausgeber: VGS Egmont
veröffentlicht: 2012-03-07T23:00:00+00:00


KAPITEL 11

»Ich habe mir gedacht, dass du es dir nicht nehmen lassen würdest, mir hier einen kleinen Besuch abzustatten …«, sagte Meruhe.

»Nachdem Frederic gerade vor dir geflüchtet ist?« Loki trat gegen einen verschmorten Balken, der vollends aus seiner Verankerung riss, sich einmal um seine Achse drehte und dann in ein Loch hineinrutschte, sich noch einmal verkantete und schließlich mehr als einhundert Meter tief hinabstürzte, um krachend in die untere Plattform des Glockenturms einzuschlagen. »Du hast es wohl nicht geschafft, ihn auf deine Seite zu ziehen, was?«

»Das Spiel ist noch nicht zu Ende«, entgegnete Meruhe ruhig und wandte sich wieder dem angebrannten Mauerbogen zu, durch den sie vom obersten Punkt der St-Paul’s-Cathedral aus dem Toben des Feuers zusehen konnte, das jetzt gleich von mehreren Ecken aus die mittelalterlichen Straßenzüge der Innenstadt in die Zange nahm.

»Wie sollte es auch?« Loki lächelte überheblich. »Schließlich ist unser kleiner Streit noch nicht entschieden.«

Meruhe starrte zur Themse hinüber, deren Ufer in Flammen standen, und ihre Gedanken wanderten zu Andrej, mit dem sie so gänzlich andere Pläne hatte als Loki, der nun neben sie trat und ihrem Blick folgte. »Du glaubst, dass Andrej dir gehört?«, fragte er. »Das ist ein Irrtum, meine Liebe! Andrej und ich sind uns bereits einmal sehr nahegekommen …«

»Ich weiß«, unterbrach ihn Meruhe, ohne das Lächeln des Gestaltwandlers zu erwidern. Stattdessen schoss sie den nächsten Pfeil auf Lokis Eitelkeit ab. »Seinerzeit in Spanien, nicht wahr? Als du geglaubt hast, im Handstreich alle anderen Götter ausstechen zu können.«

Loki nickte leichthin. »Ganz recht, meine Liebe. Ich weiß, dass meine Pläne dort nicht wirklich aufgegangen sind. Aber sei versichert, dass ich damals bereits einen Samen in Andrejs Herz gepflanzt habe, der nun aufgehen wird.«

»Der Samen der sogenannten Menschlichkeit.« Meruhe lachte auf. »Du glaubst tatsächlich, wenn du mit Maria und den verlorenen Kinderseelen vor seiner Nase herumwedelst, wird er die Gelegenheit verstreichen lassen, mit mir zusammen die Freuden eines Götterpaares zu kosten? Das ist lächerlich!«

»Das mag auf dich so wirken«, antwortete Loki ruhig. »Aber glaube mir, dass ich sehr genau weiß, was ich tue.«

Meruhe lachte auf. »So wie schon unzählige Male zuvor, nicht wahr, du, der großartigste aller Götter? Darf ich dich daran erinnern, dass bei dir schon der eine oder andere Plan schiefgegangen ist? Weißt du denn nicht mehr, was passiert ist, als du diese Kathedrale in den Mittelpunkt deiner vollkommen überzogenen Pläne gestellt hast …«

Loki machte eine gebieterische Geste, und das spöttische Funkeln in seinen Augen erlosch. »Denk daran, dass wir uns mindestens in einem Punkt einig sind: Andrej muss leben, um den nächsten Zug in unserem Spiel tun zu können.«

Meruhe nickte. »Ja, Loki: In diesem Punkt sind wir uns ausnahmsweise einmal einig. Andrej braucht mehr von dem alten Vampirblut, das Graf Dracul auf seine ganz besondere Weise aufbereitet hat.«

»Zumindest so viel, dass ihn die tödliche Wunde nicht vorzeitig aus unserem Spiel wirft und wir uns am Ende noch nach einem anderen Spielstein umsehen müssen«, antwortete Loki. »Also vergiss unsere Abmachung nicht: Wir werden dafür sorgen, dass Andrej durch das Vampirblut so lange am Leben erhalten wird, bis das Spiel entschieden ist – so oder so.



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